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November 2022

Zwischen Emanzipation und Unterdrückung: Das Frauenbild in der arabischen feministischen Literatur am Beispiel der Romane von Nawel Saadawi

 

Blogbeitrag von Imen Taleb


Die radikale Veränderung des Status’ der muslimisch arabischen Frauen und der Ausdruck selbstbewusster emanzipierter Feministinnen war und ist das Hauptziel vieler arabischer Schriftstellerinnen. Dazu zählt die zeitgenössische ägyptische Schriftstellerin, Feministin, Frauenrechtlerin, Ärztin und Aktivistin für die Menschen-und Frauenrechte Nawel Saadawi, die ich hier vorstellen möchte. Ihre Romane und zahlreichen Kurzgeschichten, Sachbücher, Theaterstücke und Essays, die in 30 Sprachen weltweit übersetzt wurden, beschreiben sehr genau die Facetten häuslicher Gewalt der patriarchalischen Gesellschaften gegen Frauen und wozu diese Gewalt führen kann.

In ihren Prosawerken legt die feministische Autorin den Akzent auf das Leiden der muslimisch-arabischen Frauen. Sie kritisiert in ihren Romanen die Macht, die Männer im religiösen, politischen, kulturellen, gesellschaftlichen und familiären Bereich ausüben. Nawel Saadawi lehnt die Stellung der Männer in der Familie, Arbeit und Gesellschaft ab, die sich als zweiten Gott auf Erden betrachten und so gesehen werden. Aber Saadawi kündigt durch ihr Schreiben den Tod diesen Gott am Nil[1] an. Dafür steht Saadawi bis heute auf der Todesliste der radikalen Islamisten. Die radikalen Islamisten verfolgen konservative Ideen. Darunter fällt eine radikale Vorstellung der Frauenrolle als Hausfrau: Frauen sollen sich auf die Kindererziehung fokussieren und als Ehefrauen zu Diensten sein. Eine Emanzipation der Frau wird vehement verboten und bekämpft. Der Schleier der Frau ist in ihrer Doktrin eine religiöse Pflicht und eine Machtdemonstration, da Frauen die eigene Identität vorenthalten wird. Jede Frau, die sich gegen die islamische Ordnung wehrt, wird bekämpft, was auch zum Tod führen kann. Die Denkerin und Autorin Saadawi, die die islamische Radikalität ablehnt und mit dem feministischen, revolutionären Wort anprangert wird so zur Zielscheibe der radikalen Islamisten. Sadaawi sieht, dass solche islamische Richtung die richtigen Werte des Islams verfälscht und sich die islamisch-arabischen Frauen in einem düsteren Zeitalter leben lässt.

Die Frauen erscheinen in den Romanen Saawadis sowohl als Opfer der Unterdrückung als auch als Mittäterinnen und Kämpferinnen gegen Ausbeutung und männliche Gewalt. Ihre Prosawerke gelten als Rache gegen die patriarchalische Herrschaft, zugleich versucht sie den Weg für eine humane, freie Kultur ohne männliche Bevormundung zu bahnen. Die Rede ist von einer feministischen Literatur der Selbstverwirklichung.

Für diejenigen bei denen ich das Interesse geweckt habe Saadawis Romane in deutscher Übersetzung zu lesen liegen folgende Romane vor:

  • Der Sturz des Imam. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1994.
  • Eine Frau auf der Suche. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1995.
  • Eine Frau am Punkt Null. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1993.
  • Gott stirbt am Nil. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1994.
  • Ich spucke auf euch Eine Frau am Punkt Null. München: Frauenbuchverlag 1984.
  • Hanmidas Geschichte. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1992.
  • Ringelreihen. München: Verlag Kunstmann 1990.
[1]Saadawi, Nawel: Gott stirbt am Nil, München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1994.

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