Artikel
diMaG – Ausgabe 2
Leere und erfüllte Blicke an fremden Orten. Eine Gegenüberstellung von Gottfried Benns Reisen und Ingeborg Bachmanns Das erstgeborene Land
Autor*innen
Peter Osterried
Abstract
Der vorliegende Beitrag analysiert textlinguistisch zwei berühmte Nachkriegsgedichte von Gottfried Benn und Ingeborg Bachmann. Im Vordergrund steht die Frage, ob Reisen als Tourist sinnhaft sein kann oder ob wir es mit einer sinnentleerten Flucht vor uns selbst zu tun haben, wenn wir in fernen Ländern einen Urlaub verbringen, um Neues zu erleben und uns zu erholen. Während wir es in renaissancetraditioneller Literatur mit der Reise als Bildungsreise in eine Fremde und in unser Selbst zu tun haben,
dies ganz in Goethes Sinne, wird man nicht umhinkönnen, im zwanzigsten Jahrhundert in Literaturen
Vorbehalte gegenüber reisender Aktivität zu konstatieren. Mithin wird zumindest die Selbstverständ-
lichkeit der Attraktion des touristischen Reisens kritisch hinterfragt bzw. dekonstruiert. Beide Gedichte,
obschon in unterschiedlicher Weise, behandeln Entfremdung, die mit der Selbstfindung kontrastiert.
Der Vergleich der beiden Texte wird schließlich die Diskussion anregen, ob auch in der Moderne bzw.
Postmoderne kurze Aufenthalte am fremden Ort als Tourist vielleicht doch mehr als eskapistische Fluch-
ten sein können.
Links zum Download:
Inhaltsverzeichnis
Weitere Artikel:
- Dark-Tourismus, der Genozid an den Tutsi Ruandas und Erinnerungsorte in literarischen Texten aus deutschsprachigen und afrikanischen Ländern
- Paradieskonstruktionen in der Hölle
- Kaffeehaustourismus in Wien
- Von der „Sommerfrische“ zum Massentourismus: Das (literarische) Alpenvorland
- Nissopoiesis und die Insel als unattraktives Reiseziel in Πέτρινα Πλοία („Schiffssetzungen“) von Maria Xilouri und Atlas der abgelegenen Inseln von Judith Schalansky
- Literaturfestivals als kulturtouristischer Faktor
- Weltkulturerbe Stiftsbibliothek St. Gallen. Ein Interview mit Dr. Cornel Dora
- Weibliches Reisen auf Spuren der Hippies und Beatniks in Marokko
- Das Gesicht des Weltalls anschauen. Rilkes Ägypten-Reise und der Kulturtourismus
- Postkoloniale Perspektiven auf Auswirkungen des Tourismus: Eine Analyse literarischer Darstellungen und gesellschaftlicher Realitäten in Sibylle Bergs Reisereflexion Afrika für Feiglinge
- Leere und erfüllte Blicke an fremden Orten. Eine Gegenüberstellung von Gottfried Benns Reisen und Ingeborg Bachmanns Das erstgeborene Land
- Alteritätserfahrungen in der Adoleszenz: Zum Reisemotiv in zeitgenössischer Adoleszenzliteratur am Beispiel des Romans Tschick von Wolfgang Herrndorf
- Tourismuskritik in Jonas Lüschers Frühling der Barbaren (2013)
Teilen auf:
Inhaltsverzeichnis
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von videos.uni-paderborn.de zu laden.